Herzlich Willkommen auf meinem Blog!


Diese Seite soll mir helfen Euch meine Erfahrungen, meine Eindrücke und meinen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Bangladesch näher zu bringen.

Von September 2008 bis August 2009 arbeite ich zusammen mit NETZ Bangladesch bei der Entwicklungsorganisation Ashrai. In dieser Zeit bin ich in einem Grundbildungsprogramm in der Region um Joypurhat tätig.

Nähere Infos zu dem Projekt findet Ihr "hier".

Ich werde mich bemühen regelmäßig aus Bangladesch zu berichten. Ihr habt zu jedem Post die Möglichkeit Kommentare abzugegen. Solange nicht anders gewünscht, werde ich die Kommentare nach einer Prüfung meinerseits veröffentlichen. Gerne dürft Ihr mir auch auch E-Mails schreiben oder mich auf eine andere Weise kontaktieren.


Peter


Donnerstag, 26. März 2009

Reisunfall

26.03.2009

"Die Sonne kommt hinter den Wolken her. Bald bin ich wieder trocken."

Morgens geht es los. Das Motorrad läuft schon, als ich mich hinter meinen Kollegen setze. Der Himmel ist grau und es ist nicht besonders warm. Immer noch besser als brüllende Hitze. Wir fahren los. Jetzt ist es doch ein wenig frisch, aber so lange sind wir nicht unterwegs. Nach zwanzig Minuten erreichen wir unser erstes Ziel. Es ist eine kleine Veranstaltung geplant, bei der Leute aus verschiedenen Dörfern teilnehmen sollen. Die Leute sind mehr oder weniger schnell zusammen getrommelt. Während sich die Gruppe zu Fuß auf den Weg macht, fahren wir mit dem Motorrad ins nächste Dorf. Regen setzt ein. Aus dem leichten Schauer wird ein starker Guss. Wir stellen uns bei einem Haus unter, das auf dem Weg liegt.

Die Minuten vergehen und es scheint kein Ende in Sicht. Die Leute aus dem ersten Dorf holen uns ein und warten mit uns unter der kleinen Veranda. Mein Kollege wird ungeduldig. Es sieht so aus, als würde die Veranstaltung später anfangen. Langsam aber sicher wird der Regen weniger. Gerade zur rechten Zeit. Um nicht noch weitere Minuten verstreichen zu lassen, machen wir uns wieder auf den Weg. Ein paar Dörfer weiter ist es geschafft. Alle Teilnehmer sind unterwegs zum Veranstaltungsort. Jetzt nur noch mit dem Motorrad zurück durch die Felder, um auf die Hauptsraße zu gelangen. Von dort aus sind es nur noch ein paar Meter.

Der schmale Pfad zwischen den Reisfeldern wurde durch den Regen aufgeweicht. Es nieselt ein wenig. Behutsam fährt mein Kollege den engen Weg entlang. Die Straße liegt nun fast direkt vor uns. Dann geht es ganz schnell. Das Hinterrad rutscht weg. Ich verliere das Gleichgewicht und versuche mich von dem Motorrad wegzustoßen. Erfolglos. Mit der Seite lande ich im Reisfeld. Meine linke Hand konnte sich gerade noch auf dem Boden abstützen. Das Schlimmste konnte ich verhindern. Trotzdem hat es ganz schön gespritzt. Meine Jeans ist voller Schlamm mein linker Arm auch. Meine Tasche halte ich etwas unfreiwillig triumphierend in die Höhe. Ich schaue auf meinen Kollegen. Ihm ist es etwas schlechter ergangen. Ihn hat das Motorrad voll erwischt. Ich mache einen Schritt in seine Richtung und stemme das Gefährt hoch. Etwas unwohl richtet er sich auf. Verletzungen hat er keine, aber sein ganzer Oberkörper ist voll mit Schlamm. Was für ein Tag. Er flucht. Wir schieben das Motorrad zur Straße. Es springt nicht an.

Es hat aufgehört zu Regen. Die Wolken schieben sich an die Seite. Warme Sonnenstrahlen blenden uns. Welch Ironie.

Montag, 16. März 2009

Umzugslaune

16.03.2009

"Ich lege mich auf den Boden und genieße die Musik, die aus meinem Laptop tönt."

Mit vollen Taschen betrete ich das Büro. Etwas erschöpft komme ich im dritten Stock des Gebäudes an. Ein dickes Schloss hängt an der Tür zur rechten Seite. Mit einer Hand krame ich in meiner Tasche bis ich den Schüsselbund gefunden habe. Die Tür knackt, als ich sie aufschiebe. Ich stelle meine Einkäufe neben das voll gepackte Bett. Der leere Tisch im großen Raum nebenan lässt diesen karg aussehen. Aus meiner Tasche nehme ich die beiden Jutematten und beginne damit sie auszulegen. Eine unter den Tisch, die andere daneben.

Zufrieden betrachte ich das Ergebnis, als ein Kollege hereinkommt und mir sagt, dass sie noch einen Ventilator hätten. Kurze Zeit später schmückt auch dieser mein neues Wohnzimmer. Langsam aber sicher füllt sich der Raum. Es dauert ein paar Minuten, bis ich alle meine Sachen von dem Bett in dem Raum verteilt habe. Nach ein wenig hin und her ist es geschafft. Das Viertel des Raumes sieht gemütlich aus. Kurz denke ich darüber nach, ob man hier wohl Billardtische kaufen kann – für drei Tische hätte ich noch locker Platz.

Es wird langsam dunkel. Zum Glück habe ich an die Glühbirnen gedacht, die ich spätestens in der nächsten halben Stunde brauchen werde. Eine ins Schlafzimmer, eine ins Bad und eine ins Wohnzimmer. Das Glück scheint mich wieder verlassen zu haben, als die Glühbirne in Bad sofort durchbrennt, als ich sie einschalte. Als morgen noch mal los, denke ich etwas missmutig. Trotzdem bin ich zufrieden. Alles von unten in den vierten Stock zu tragen und alles einzukaufen, was ich noch brauchte, hat den ganzen Tag verschlungen. Mittlerweile ist es 18:34 Uhr. Ich entspanne ein wenig, mache Musik an und lege mich auf meinen neuen Teppich. Gerade als ich mich hinlege, fällt der Strom aus.

Dienstag, 10. März 2009

Schwarzfuß

10.03.2009

"Ein schwarzes Rinnsal bewegt sich auf den Abfluss zu. Eine halbe Stunde Verkehr in Dhaka scheint nicht gerade sauber zu sein."

Im Büro mit der Arbeit fertig muss ich wieder zurück ins Guesthouse. Es ist warm. Ich brauche eine ganze Weile, bis ich eine CNG finde, die die Strecke zu einem vernünftigen Preis fährt. Das ist gerade als Ausländer nicht immer einfach. Ständig den doppelten oder dreifachen Preis zu zahlen, sehe ich ganz bestimmt nicht ein. Wir fahren los. Ich sitze auf der Rückbank. Durch die offenen Seiten weht mir Fahrtwind entgegen. Als wir auf eine der Hauptstraßen abbiegen, stehen wir auch schon im Stau. Busse, Autos und andere Fahrzeuge stehen dicht neben unserem kleinen Gefährt. Wärme macht sich breit. Die Abgase sind nicht gerade erfrischend. Ich halte mir ein Stück meines T-Shirts vor den Mund und hoffe so, die Luft wenigstens etwas filtern zu können.

Das Fahrzeug bewegt sich wieder. Busse überholen uns und lassen eine schwarze Qualmschwade hinter sich. Staub wird aufgewühlt und mir ins Gesicht geblasen. Ich fühle mich dreckig. Glücklicherweise bleiben weitere Staus aus und es dauert nur zwanzig weitere Minuten, bis ich aussteige und den Fahrer bezahlen kann. So schnell es geht steige ich die Treppen hinauf. Im dritten Stock angekommen, wasche ich mir erst einmal mein Gesicht, meine Arme und meinen Nacken. Dann die Sandalen aus und Füße unter den Wasserhahn. Noch bevor ich den Hahn aufdrehe, zeichnet sich ein deutlicher Unterschied auf meinen Füßen ab. Die Stellen, an denen die Sandalen waren haben mehr oder weniger meine Hautfarbe. Die offenen Stellen hingegen sind eher schwarz.

Montag, 2. März 2009

Kartoffelstau

02.03.2009

"Es geht weiter und ich verstehe immer noch nicht ganz, wie so ein Stau mitten im Nirgendwo entstehen kann."

Ich sitze im Bus. Es geht mal wieder nach Dhaka. Die Sonne scheint, es ist nicht zu warm und insgesamt ein sehr schöner Tag. Die Landschaft zieht and mir vorbei und Musik rauscht in meinen Ohren. Ich schließe die Augen und hoffe, dass die sechs Stunden Busfahrt schnell vergehen. Als der Wagen langsamer wird und plötzlich anhält, schlage ich meine Augen wieder auf. Ich halte meinen Kopf aus dem Fenster, um suche nach dem Grund der Unterbrechung. Neben dem Bus entdecke ich eine Reihe von Rickshaws, die ebenfalls im Stau stehen. Lautes Gehupe schallt von allen Seiten.

Das Ende des Staus ist nicht in Sicht. Er ist zu lang. „Vermutlich ein Unfall“, denke ich. Unfälle im Straßenverkehr stehen an der Tagesordnung. Mir ist zum Glück noch keiner passiert. Allerdings denke ich bei jeder Busfahrt darüber nach und rede mir letzten Endes ein: „Die wissen schon, was sie machen.“ Das Dröhnen der Hupen wird lauter. Doch es geht nicht vorwärts. Da nützen auch die Flüche des Fahrers nichts. Die Leidtragenden sind die Rickshaw-Fahrer, die von allen Seiten angemeckert werden. Dass die Straße viel zu klein für alle ist, scheint niemanden bewusst zu sein.

Alle paar Minuten bewegen wir uns ein paar Meter weiter. Nach mehr als einer halben Stunde, wird die Ursache des Staus deutlich. Kartoffeln. Aus einem mir unbekannten Grund wurde anscheinend die gesamte Kartoffelernte der Region auf einem winzigen Markt zusammengetragen. Berge über Berge warten auf ihren Abtransport. Die im Stau stehenden Rickshaws bringen weitere Säcke. Große Laster werden mitten auf der Straße beladen und blockieren somit natürlich alles. Langsam quetscht sich der Bus an den Kartoffelbergen vorbei. Irgendwann ist es geschafft. Die Fahrt darf weiter gehen. Nur noch fünf Stunden.