Herzlich Willkommen auf meinem Blog!


Diese Seite soll mir helfen Euch meine Erfahrungen, meine Eindrücke und meinen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Bangladesch näher zu bringen.

Von September 2008 bis August 2009 arbeite ich zusammen mit NETZ Bangladesch bei der Entwicklungsorganisation Ashrai. In dieser Zeit bin ich in einem Grundbildungsprogramm in der Region um Joypurhat tätig.

Nähere Infos zu dem Projekt findet Ihr "hier".

Ich werde mich bemühen regelmäßig aus Bangladesch zu berichten. Ihr habt zu jedem Post die Möglichkeit Kommentare abzugegen. Solange nicht anders gewünscht, werde ich die Kommentare nach einer Prüfung meinerseits veröffentlichen. Gerne dürft Ihr mir auch auch E-Mails schreiben oder mich auf eine andere Weise kontaktieren.


Peter


Donnerstag, 13. November 2008

Schulbesuch

13.11.2008

"Es ist inzwischen Nachmittag. In zwei Stunden wird es dunkel und wir machen uns mit dem Motorrad wieder auf den Weg ins Büro."

Kühler Fahrtwind bläst mir ins Gesicht. Ich sitze auf dem Motorrad. Es ist früh morgens. Über holprige Straßen und Wege entfernen wir uns immer weiter von der Stadt. Die Sonne ist schon vor ein paar Stunden aufgegangen. Das warme Licht taucht die umliegenden Reisfelder in ein strahlendes Grün. Wir erreichen einen kleinen Ort. Die wenigen Steinhäuser stechen zwischen vielen Hütten aus Bambus und Wellblech heraus. Alle Gebäude stehen dicht an dicht. Obwohl es noch früh ist, sind bereits sehr viele Menschen unterwegs. Wir halten an einer kleinen Hütte. Drei Kessel stehen auf einem Lehmofen. Ich bestelle zwei „lal cha“. Ein einfacher Tisch aus Holz dient als Tresen. Der Mann dahinter fängt mit der Zubereitung an. Auf einer kleinen Bank vor dem Laden lassen wir uns nieder.

Fünf Minuten später geht es weiter. Nach ein paar Metern biegen wir von der Straße ab. Der Feldweg führt direkt an Eisenbahnschienen entlang. Die Fahrt mit dem Motorrad ist beschwerlich, dauert aber zum Glück nicht so lange. Wir halten wieder und ich steige ab. Ein paar Meter hinter den Schienen gehe ich einen kleinen Pfad entlang. Die Reisfelder neben mir führen so weit das Auge reicht. Der Weg mündet in einem Dorf. Die einfachen Hütten bestehen aus Lehm. Die meisten haben ein Wellblechdach. Zwischen ihnen stehen vereinzelt Kühe und Ziegen.

Ich erreiche das Schulgebäude. Wir betreten den einen Raum, aus dem die Schule besteht. Alle 30 Kinder stehen auf und begrüßen uns mit: „Nomoshkar!“ – der Begrüßung der Hindus. Der Lehrer steht vorne an der Tafel. Wir erwidern den Gruß und setzen uns auf den Boden, der mit Jutematten abgedeckt ist. Auch die Kinder setzen sich wieder. Die Kinder gucken mich mit neugierigen, großen Augen an. Alle fragen sich, was ich wohl hier mache. In einer Vorstellungsrunde soll sich das Geheimnis lüften. Die Schüler stehen einzeln auf und sagen ihren Namen und ihr Alter. Viele reden so schnell, dass ich kaum etwas verstehe. Die meisten sind schüchtern und wollen sich daher schnell wieder setzen. Jetzt stelle auch ich mich vor. Mein bengalischer Wortschatz reicht für die einfachen Sätze und die Kinder sind von meinem Können überrascht.

Ich begebe mich in den hinteren Teil des Klassenzimmers und setze mich zwischen zwei Schüler. Mein Kollege muss wieder fahren und wird mich erst mittags wieder abholen. In den nächsten Stunden verfolge ich den Unterricht. Neben Bengalisch, Mathe und Unweltkunde wird auch Englisch unterrichtet. Das bengalische Alphabet unterscheidet sich stark von unserem lateinischen. Die Erstklässler müssen beide lernen. Eine Schülerin liest laut einfache Wörter und Sätze vor. Die Antwort bildet ein Chor von Kinderrufen, die das Gelesene nachsprechen. Ich mache Bilder und Notizen in ein kleines Heft.

Es ist mittlerweile halb eins und die Schule ist vorbei. Ich begleite noch zwei Schüler zu ihrem Haus. Der Weg führt mich über schmale Pfade durch die grünen Reisfelder. Die Mittagssonne scheint und es ist heiß. Die Häuser der Familien bestehen aus einem einzigen Raum. Auf manchen Höfen findet sich ein Brunnen, eine Latrine muss von mehreren Familien geteilt werden. Zusammen mit meinem Kollegen, der inzwischen wieder gekommen ist, rede ich mit den Schülern. Sie erzählen mir, was sie werden wollen, welches Fach sie am liebsten mögen und was sie gerne Essen. Ich erfahre, was ihre Eltern beruflich machen und ob noch mehr Familienmitglieder in der Hütte wohnen. Die Mütter kümmern sich oft um den Haushalt und die meisten Väter sind Tagelöhner in der Feldarbeit. Mit einem täglichen Einkommen von etwa einem Euro haben die meisten Familien oft nicht genug Geld, um den täglichen Hunger zu stillen. „Besonders schlimm sind die Monate, in denen es keine Arbeit gibt“, erzählt mir der Vater eines Schulkindes.

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