Herzlich Willkommen auf meinem Blog!


Diese Seite soll mir helfen Euch meine Erfahrungen, meine Eindrücke und meinen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Bangladesch näher zu bringen.

Von September 2008 bis August 2009 arbeite ich zusammen mit NETZ Bangladesch bei der Entwicklungsorganisation Ashrai. In dieser Zeit bin ich in einem Grundbildungsprogramm in der Region um Joypurhat tätig.

Nähere Infos zu dem Projekt findet Ihr "hier".

Ich werde mich bemühen regelmäßig aus Bangladesch zu berichten. Ihr habt zu jedem Post die Möglichkeit Kommentare abzugegen. Solange nicht anders gewünscht, werde ich die Kommentare nach einer Prüfung meinerseits veröffentlichen. Gerne dürft Ihr mir auch auch E-Mails schreiben oder mich auf eine andere Weise kontaktieren.


Peter


Dienstag, 9. Dezember 2008

Schönwald

09.12.2008

"Es beginnt zu dämmern. Die Männer mit den Gewehren sagen, wir müssen zurück. Weg vom Strand, zurück durch das exotische Waldstück Richtung Boot."

Endlich Frühstück. Wenn man schon um fünf Uhr morgens aufsteht, ist man spätestens um acht Uhr hungrig. Zum Glück hatten wir in der Zwischenzeit etwas zu tun. Zurück von den schmalen Kanälen mit dem kleinen Ruderboot. Still ist es hier. Nur morgens machen Vögel auf sich aufmerksam und flattern wild durch die vielen Bäume. Die Bäume, die Wurzeln sind an den Ufern oft komplett freigelegt. Seltsam zu betrachten, das Baumwerk von unten. Das Frühstück ist gut und die Mannschaft beginnt den Anker einzuholen. Das kleine Boot gleicht einer Nussschale und bietet uns auf Deck wenig Platz zum Essen und Trinken. Als wir fertig sind, wird alles abgeräumt und die beiden Tische wieder an die Reling geklappt.

Die Motoren werden angeworfen und wir schippern wieder los. Auf dem großen, braunen Fluss begegnen uns nur sehr wenige andere Boote. Zu beiden Ufern erstrecken sich die Mangrovenwälder. Die Sundarbans sind die größten weltweit. Ich stehe am Bug. Die Luft ist frisch, nicht verschmutzt und man kann mal wieder durchatmen. In einer kleinen Luke unter mir, steht der Steuermann. Sein Kopf guckt heraus und mit dem rechten Fuß bewegt er das Steuerruder. Unser Kurs führt uns südlich zur Bengalischen Bucht, dem offenen Meer, das Teil des Indischen Ozeans ist. Die Stunden vergehen. Das Motorgeräusch ist kaum noch wahrnehmbar. Nur das Schiff schwankt manchmal leicht hin und her. Ein ganzes Stück flussabwärts biegen wir in einen schmaleren Kanal ein. Kurze Zeit später wird das Schiff langsamer und der Anker wird ausgeworfen.

Es ist Mittag und das Essen kommt gerade recht. Während wir essen, beobachten wir, wie sich zwei Adler ihr Glück versuchen, auch etwas Essbares zu fangen. In einen weiten Sturzflug geht es immer wieder auf die Wasseroberfläche zu. Es platscht leicht und einer der beiden steigt mit einem Fisch in seinen Krallen wieder auf. Er verschwindet in den Ästen eines Baumes am Ufer. Der zweite Adler hat weniger Glück. Wir beobachten seine Versuche. Immer wieder stürzt er auf den Fluss zu und steigt in letzter Sekunde wieder auf. Immer wieder erfolglos. Nach gefühlten zwanzig Versuchen gibt er auf und fliegt über die Baumkronen weg in eine andere Richtung. Nach dem Essen geht es weiter. Wieder steigen wir um auf das kleine Ruderboot und paddeln ans Ufer.

Über einen kleinen Anleger mit Steg geht es an Land. Der Steg besteht aus verschiedenen Holzbrettern und sieht eher provisorisch aus. Diesmal begleiten uns zwei Sicherheitsmänner von der Waldpatrouille. Jeder von ihnen hält ein Gewehr in der Hand zum Schutz vor Tigern, die eventuell auftauchen. Ein Wachmann geht voraus, der andere hinterher. Angeführt von unserem Touristenführer bewegen wir uns immer landeinwärts.Über eine große Wiesenfläche geht es am Waldrand vorbei.

Rehe und Hirsche verstecken sich im Gras. Bunte Schmetterlinge flattern vor unseren Köpfen und setzen sich dann auf die Blüten von großen Blumen. Wir schlagen den Weg durch den Wald ein. Ein Trampelpfad schlängelt sich durch den Wald. Hohe Bäume mit Lianen bilden ein dichtes Gehölz. Der Boden verändert sich und Sand tritt an die Stelle der hellbraunen Erde. Wir kommen an den Rand des Waldes, der mit Palmen aufhört. Zwischen zwei großen Büschen betreten wir den Strand. Weit und breit keine Menschenseele. Die Bengalische Bucht, das offene Meer direkt vor uns.

Wir haben etwas Zeit für uns. Ich lasse meine Sandalen und die Umhängetasche am Treffpunkt. Die Hose wird hochgekrempelt und ich schlendere durch das Meer. Ich laufe die Küste entlang und entdecke mehrere Reihen von abgeholzten Bäumen. Allerdings war hierfür der letzte Sturm verantwortlich und kein Mensch. Das Wasser hat die Stämme abgeschliffen und über die Zeit haben sich rundherum kleine Pfützen gebildet. Krebse und andere kleine Lebewesen finden hier nun Platz. Ich bleibe stehen und genieße den Moment. Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie einer unserer Sicherheitsmänner mich zu sich winkt. Ich folge seiner Geste und er zeigt mir, was er gerade entdeckt hat. Vor mir in Sand sind klar und deutlich große Abdrücke von Tigerpfoten zu sehen. Auch der andere Wachmann kommt und sieht sich die Spuren an. Beide beschließen, dass die Fußspuren noch frisch sind.

Wir verfolgen den Gang des Tigers. Sie führen unter den Stamm eines großen Baumes. Auf der anderen Seite finden wir sie wieder und können verfolgen, wie der Tiger um die Bäume geschlichen sein musste. Neben den großen Spuren tauchen nun auch kleine Abdrücke auf. Einige Meter weiter führen sie in den Wald. Auch die anderen konnten die Schnitzeljagd mitverfolgen. Es dämmert leicht und die Männer entscheiden, dass es besser ist umzukehren. Wir machen uns auf den Rückweg und lassen den bengalischen Königstiger hinter uns.

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