Herzlich Willkommen auf meinem Blog!


Diese Seite soll mir helfen Euch meine Erfahrungen, meine Eindrücke und meinen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Bangladesch näher zu bringen.

Von September 2008 bis August 2009 arbeite ich zusammen mit NETZ Bangladesch bei der Entwicklungsorganisation Ashrai. In dieser Zeit bin ich in einem Grundbildungsprogramm in der Region um Joypurhat tätig.

Nähere Infos zu dem Projekt findet Ihr "hier".

Ich werde mich bemühen regelmäßig aus Bangladesch zu berichten. Ihr habt zu jedem Post die Möglichkeit Kommentare abzugegen. Solange nicht anders gewünscht, werde ich die Kommentare nach einer Prüfung meinerseits veröffentlichen. Gerne dürft Ihr mir auch auch E-Mails schreiben oder mich auf eine andere Weise kontaktieren.


Peter


Dienstag, 16. Dezember 2008

Siegestag

16.12.2008

"Die Straße ist gesperrt. Eine Masse an Menschen geht voller Euphorie an mir vorbei. Sie singen und tanzen für ihr Land."

16. Dezember 1971, Pakistan steht zu seiner Niederlage und der neunmonatige, blutige Krieg hat ein Ende. Die Unabhängigkeit hat das bengalische Volk viele Opfer gekostet. In dem „Liberation War Museum“ lese ich von einem Jungen, der am Morgen des 16. Dezembers auf die Straße läuft und den Sieg Bangladeschs bejubelt, während er eine selbst gemachte Flagge schwingt. Er wird von pakistanischen Soldaten erschossen. Eines der letzten Opfer des Krieges.

Schon seit Tagen kann man in Dhaka bengalische Fahnen kaufen. An jedem Auto, jeder CNG und jeder Rickshaw weht das Symbol der Unabhängigkeit. Eine Euphorie überkommt das Land, wie man sie in Deutschland nur beim Fußball findet. Ich bin unterwegs zum Landesmuseum. Paraden gibt es überall in der Stadt. Um zehn Uhr soll es losgehen. Pünktlich erreiche ich das Ziel. Einige Leute haben sich schon vor dem Museum versammelt. Von der Parade fehlt jede Spur. Ich warte und die Minuten vergehen. Ich beginne mich zu fragen, ob ich an dem richtigen Ort bin. Es öffnet sich ein Tor und Leute mit Fahnen und Kleidung in rot und grün strömen aus den Mauern.

Hunderte von Menschen folgen. Am Ende zieht eine Masse von jungen Bengalen eine riesige Statue von bengalischen Freiheitskämpfern. Begleitet von Trommeln und dem wilden Geschrei der Beteiligten setzt sich der Zug in Bewegung. Eine großflächige Flagge nimmt die ganze Straße ein. Kinder laufen unter der Fahne und freuen sich über das Spektakel. Die Parade lockt viele Besucher an, die ebenfalls ausgelassen feiern. Auch Pressevertreter beobachten das Geschehen. Als mich ein Kamerateam entdeckt, kommt es auf mich zu. Über ein kleines Statement von einem Ausländer würden sie sich freuen, sagen sie mir und halten mir ein Mikrophon vor die Nase. Etwas überfordert, verweise ich auf zwei andere Freiwillige. Als sie uns ein paar Sätze abringen können, treten sie den Rückzug an. Ich höre wie der Reporter sagt: „Das ist gut gelaufen.“ Der Kameramann nickt zustimmend.

Ich laufe der Parade wieder nach. Von der Begeisterung der Menschen überwältigt, verliere ich Gedanken daran, wie dieser Nationalstolz wohl in Deutschland aussehen würde.

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