Herzlich Willkommen auf meinem Blog!


Diese Seite soll mir helfen Euch meine Erfahrungen, meine Eindrücke und meinen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Bangladesch näher zu bringen.

Von September 2008 bis August 2009 arbeite ich zusammen mit NETZ Bangladesch bei der Entwicklungsorganisation Ashrai. In dieser Zeit bin ich in einem Grundbildungsprogramm in der Region um Joypurhat tätig.

Nähere Infos zu dem Projekt findet Ihr "hier".

Ich werde mich bemühen regelmäßig aus Bangladesch zu berichten. Ihr habt zu jedem Post die Möglichkeit Kommentare abzugegen. Solange nicht anders gewünscht, werde ich die Kommentare nach einer Prüfung meinerseits veröffentlichen. Gerne dürft Ihr mir auch auch E-Mails schreiben oder mich auf eine andere Weise kontaktieren.


Peter


Donnerstag, 1. Januar 2009

Jahresrennen

01.01.2009

"Und so fängt das neue Jahr an. Obwohl die Feier gefühlt noch im alten Jahr endet."

Als wir um kurz nach elf im Diplomatenviertel Dhakas ankommen, sieht man nicht sehr viel von feiernden Menschen, die die Straße belagern und sich auf das neue Jahr freuen. Warum auch? Heute ist ein normaler Tag. Ein Tag mitten im Jahr. Vielleicht der achte oder neunte Monat. Jedenfalls nach bengalischem Verständnis. Dennoch hat sich die Regierung Sorgen um die ganzen Ausländer gemacht, die, wie auch wir, an dem heutigen Tag Dhaka unsicher machen wollen. Deswegen hat sie vorsichtshalber im ganzen Viertel Polizisten und Sondereinsatzkommandos postiert, die dafür sorgen sollen, dass niemand auf der Straße feiert oder gar Alkohol trinkt. Die schwer bewaffneten Männer jagen sogar die harmlosen Rickshawfahrer weg, die sich an einer Straßenecke ausruhen wollen. Also finden die wenigen Feiern hinter verschlossenen Türen statt. Von den wenigen Privatpartys haben wir uns eine ausgesucht, die nicht ganz so teuer sein soll.

Die Straßen scheinen wie leer gefegt, als wir mit einer Rickshaw vor dem empfohlenen Club halten. Es ist inzwischen halb zwölf. Wir hatten uns mit mehreren getroffen und es ist später geworden als geplant. Nun stehen wir also direkt vor der Feier. Über die hohen Mauern schallt die Musik. Mit der Gewissheit, dass hier auch alkoholische Getränke ausgeschenkt werden, kann man sich ungefähr vorstellen, wie es innen aussieht. Trotzdem stehen wir immer noch draußen. Wir wussten, dass man eine Einladung braucht. Aber für zwei von uns haben wir keine mehr bekommen. Silvester vor verschlossenen Türen feiern ist nicht wirklich schön, während andere sich nur ein paar Meter weiter vergnügen. Eigentlich trennt uns nur die Mauer. Wir fällen die Entscheidung, dass ein Teil vorgeht und versucht jemanden zu finden, der die Einladung aussprechen kann. Jedes Mitglied des Clubs könnte dies tun, sollte er nicht schon andere Leute eingeladen haben.

Ich warte also mit einer anderen Freiwilligen draußen. Es ist kurz vor zwölf. Für den Einlass ist es eigentlich schon zu spät, als es von der anderen Seite schallt: „Wir haben jemanden! Ihr könnt rein!“ Und tatsächlich kommen wir noch rein. Noch drei Minuten. Drinnen legen wir unsere Sachen in einer Ecke ab. Die nächsten Schritte führen mich direkt zur Bar. Angekommen, muss ich feststellen, dass ich Getränkemarken brauche. Also wieder auf die andere Seite. Noch zwei Minuten. Ich investiere das meiste meines Geldes in die kleinen Papiermarken, ohne zu wissen, dass die Feier schon um drei Uhr zu Ende sein wird und ich mindestens die Hälfte davon zum Schluss für Bierdosen ausgebe, um es in meiner Tasche wieder mit nach Hause zu nehmen. Noch eine Minute. Ich hechte wieder zur Bar. Die Sekunden verstreichen. Irgendetwas braucht man zum Anstoßen, das steht fest. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich endlich meine Bestellung aufgeben kann. Zehn, neun. Als der Countdown einsetzt, reiche ich dem Barkeeper ein paar meiner Marken. Sechs, fünf. Immer noch ohne Getränk kommt das neue Jahr näher und näher.

Auf drei stellt der Barmann die beiden Gläser ab. Ich nehme sie und gebe eins in der letzten Sekunde weiter. Gerade noch rechtzeitig stoße ich mit meinem Gegenüber an und nehme einen großen Schluck Gin Tonic. Ich komme mir abgehetzt vor und stelle fest, dass ich in dieses Jahr wohl eher gerannt als gerutscht bin.

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