"Es wurde schon wieder gewählt. Diesmal wurden die regionalen Wahlen entschieden."
Schon seit den letzten Wochen flattern überall die schwarz-weißen Plakate. Alle sehen irgendwie gleich aus. Der Name des Kandidaten steht in großen Lettern auf dem Papier sowie der Posten, für den er gewählt werden möchte. Nicht vergessen werden darf das Symbol, das den Kandidaten eigentlich erst bekannt macht. Die Ideen der Werbenden scheint keine Grenzen zu haben. Der eine gibt sich mit einer Ziege zufrieden, für den anderen muss es ein Düsenjet sein. Kokosnuss, Cola-Flasche, Tintenfass, Palme, Ente, Koran, Regenschirm, Bus und Krähe treten auch zum Start an. Viele Menschen gerade in den ländlichen Regionen sind Analphabeten. Die Symbole sind daher die einfachste Lösung, um eine Wahl möglich zu machen, da sie auf den Wahllisten ebenfalls abgedruckt werden.
Es wird ein harter Wahlkampf geführt. Jeden Tag, jede Stunde gibt es eine Kolonne von Rickshaws, die über Megaphone das jeweilige Symbol verkündet, das gewählt werden soll. Auf, neben und unter den Rickshaws die Menschen, die begeisterte Anhänger sind. Ich sitze an meiner Stammteebude und verfolge das Spektakel. Von Zeit zu Zeit düst auch ein Motorradgespann vorbei. Fahnen mit aufgedruckten Symbolen flattern im Fahrtwind und laute Parolen sind gerade noch hörbar, als sie schon wieder verschwunden sind. Ich bekomme meinen Tee. Als Untersetzer dient ein kleiner Zettel. Ich betrachte ihn kurz. Die Kandidatin für den stellvertretenden Posten als Kreisvorsteherin wirbt mit ihrem Symbol der Ente. Das ist mir sympathisch und ich beschließe allen zu raten die Ente zu wählen.
Am Abend des Wahltages stehen die Ergebnisse fest. Meine Ente konnte sich leider nicht durchsetzen. Die Wahl haben die Kokosnuss und der Regenschirm für sich bestimmt.
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