Herzlich Willkommen auf meinem Blog!


Diese Seite soll mir helfen Euch meine Erfahrungen, meine Eindrücke und meinen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Bangladesch näher zu bringen.

Von September 2008 bis August 2009 arbeite ich zusammen mit NETZ Bangladesch bei der Entwicklungsorganisation Ashrai. In dieser Zeit bin ich in einem Grundbildungsprogramm in der Region um Joypurhat tätig.

Nähere Infos zu dem Projekt findet Ihr "hier".

Ich werde mich bemühen regelmäßig aus Bangladesch zu berichten. Ihr habt zu jedem Post die Möglichkeit Kommentare abzugegen. Solange nicht anders gewünscht, werde ich die Kommentare nach einer Prüfung meinerseits veröffentlichen. Gerne dürft Ihr mir auch auch E-Mails schreiben oder mich auf eine andere Weise kontaktieren.


Peter


Mittwoch, 29. Oktober 2008

Dorfkultur

29.10.2008

"Die Menge bricht in einen lauten Jubel aus. Wenige Augenblicke später ist das Spektakel vorbei. Wir machen uns wieder auf den Weg ins Büro."

„Es kommt jemand aus Europa, kennst du die Frau?“ Ich gucke etwas verwundert. Die Vermutung liegt erstmal nahe, denke ich mir. So groß ist die Welt ja nicht. Ich bringe in Erfahrung, dass die Frau aus den Niederlanden kommt. Ich kenne sie also vermutlich nicht. Aber ich bin gespannt, wer sie ist und was sie macht. Bisher habe ich noch keinen Ausländer in Joypurhat getroffen und die Wahrscheinlichkeit, dass ich einen auf der Straße treffe, ist sehr gering. Es ist mittlerweile Abend und ich habe sie immer noch nicht getroffen.

„Die haben sich verschiedene Projekte und Dörfer angesehen. Jetzt läuft ein kulturelles Programm. Willst du dahin?“, fragt mich ein Kollege. Das klingt doch interessant. Spontan entschließe ich, zusammen mit ihm auf dem Motorrad in das Dorf zu fahren. Es ist dunkel und kalt. Er leiht mir eine Jacke und wir fahren los. Nach zehn Minuten erreichen wir ein kleines Dorf an einer Straße. Die Bewohner gehören zu der indigenen Bevölkerung, die in dieser Region leben. Sie unterscheiden sich besonders durch ihre Kultur und Religion von den meisten anderen Menschen Bangladeschs. Ein großer Scheinwerfer beleuchtet einen kleinen Platz vor einer Hütte. Ein Tisch und drei Stühle stehen frei, obwohl sich schon eine große Menschenmenge angesammelt hat. Daneben zwei Bänke. Ebenfalls leer.

Aus einen anderen Hütte kommen mehrere Menschen. Eine Schleuse bildet sich und die Personen setzten sich auf die Bänke und die Stühle. Unter ihnen auch die Frau aus den Niederlanden. Das Kulturprogramm beginnt. Ein Sprecher des Dorfes kündigt eine Gruppe an. Es wird gesungen und getanzt. Ich stehe hinter der Menschenmasse und gucke über ihre Köpfe hinweg. Als sie mich bemerken, werde ich nach vorne gedrängt und ich muss mich mit auf die Bank setzen. Zwar habe ich nun einen Sitzplatz in der ersten Reihe, aber die Situation ist erstmal etwas unangenehm, wenn alle anderen stehen müssen. Das Programm geht weiter. Verschiedene Bewohner des Dorfes führen Tänze vor oder singen. Begleitet durch Trommeln, einheimischen Instrumenten, Blattpfeifen, Bambusflöten und kleinen Schellen und Rasseln bricht die Menge in ein Klatschen aus. Die Stimmung steigt und jedes Lied wird tatkräftig von der Masse unterstützt.

Nach 40 Minuten ist das Programm vorbei und keine fünf Minuten später hat sich alles in Luft aufgelöst. Die Niederländerin konnte ich nicht kennen lernen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich stapfe mit großen unsicheren Schritten durch die weiße Pracht. Der Schnee hat meine Stoffschuhe durchnässt und sie scheinen nun Zentner schwer zu wiegen. Die nassen Hosenbeine kleben an meinen Unterschenkeln. Es ist viertel vor sechs und mir ist kalt. Ich denke an wärmere Gefilde dieser, unserer Erde. Meine Gedanken schweifen nach Bangladesh. Ich denke an Peter und frage mich, wie es ihm wohl ergehen mag. Kaum zu Hause angekommen schalte ich meinen Computer an. Das sonore Summen des Lüfters durchbricht die Stille meines Zimmers, als ich www.peterinbangladesch in die Adressleiste meines Browsers eintippe. Schon während ich noch das .de hinzufüge, spüre ich die Wärme des Computers über die Tasten in meine Fingerspitzen fließen. Es scheint, als ließe allein der Gedanke an Bangladesh meinen Körper aus seiner Eisesstarre auftauen. Ich bestätige meine Eingabe mit Druck auf die Enter-Taste. Peters Blog erscheint auf dem Bildschirm vor mir. Mit einem Herzlich Willkommen werde ich begrüßt. Ich scrolle mit Hilfe der Schubleiste auf der rechten Seite nach unten bis ich den aktuellsten Eintrag erreiche. Ich beginne zu lesen. Mein Augenpaar gleitet von links nach rechts den Bildschirm entlang. Ich lese. Mit großem Interesse und einer gewissen Vergnügtheit erfahre ich von Peters Erlebnissen. An einem großen rundlichen Keks knabbernd stöbere noch eine Weile auf der Seite umher. Lediglich die Uhr gemahnt mich, mich langsam von dieser Kurzweil zu lösen. Nach einer halben Stunde schaffe ich es schließlich. Doch selbst während ich meine Gliedmaßen endlich aus den noch immer klammen Hosenbeinen zu schälen beginne, verbleibe ich gedanklich noch eine Weile in Bangladesh.