Herzlich Willkommen auf meinem Blog!


Diese Seite soll mir helfen Euch meine Erfahrungen, meine Eindrücke und meinen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Bangladesch näher zu bringen.

Von September 2008 bis August 2009 arbeite ich zusammen mit NETZ Bangladesch bei der Entwicklungsorganisation Ashrai. In dieser Zeit bin ich in einem Grundbildungsprogramm in der Region um Joypurhat tätig.

Nähere Infos zu dem Projekt findet Ihr "hier".

Ich werde mich bemühen regelmäßig aus Bangladesch zu berichten. Ihr habt zu jedem Post die Möglichkeit Kommentare abzugegen. Solange nicht anders gewünscht, werde ich die Kommentare nach einer Prüfung meinerseits veröffentlichen. Gerne dürft Ihr mir auch auch E-Mails schreiben oder mich auf eine andere Weise kontaktieren.


Peter


Samstag, 4. Oktober 2008

Schwemmland

04.10.2008

"Grüne Reisfelder wohin das Auge reicht. Ich spüre deutlich jedes Schlagloch des holprigen Feldweges – die größte Straße der Umgebung. Die pralle Sonne scheint schon den ganzen Tag. Fahrtwind weht mir ins Gesicht."

Nach knapp 45 Minuten erreichen wir ein kleines Dorf irgendwo in Gaibandha. Es ist Vormittag, dennoch herrscht eine ungeheure Hitze. Wir gehen einen kleinen Pfad entlang. Hohe Bambussträucher säumen den Weg und bilden abseits einen kleinen Wald. In einem kleinen See baden Kinder und Frauen waschen Kleider. Große Konstrukte aus Bambus zum Fischen stehen im See verteilt. Die Pflanzen um uns herum werden weniger und der Weg endet abrupt. Wind weht. Vor uns Klippen aus Erde und ein Meer mitten in Bangladesch. Der Jamuna ist einer der größten Flüsse im Land. Bei Flut ist er an manchen Stellen 14 km breit. Die letzte Flut hat deutliche Spuren hinterlassen. Wo vorher Weg war, ist nun die neue Anlegestelle der Boote. Wir klettern die Klippen herab und besteigen das Boot.

Die Wasseroberfläche spiegelt die Sonnenstrahlen. Den einzigen Schutz bietet ein flaches Dach aus Wellblech in der Mitte des Holzbootes. Wir treiben eine Weile mit der Strömung, bis ein Motor angemacht wird. Weit und breit ist nichts als Wasser zu sehen. Nur am Horizont ist ein kleiner Streifen Land zu erkennen. Der Motor lässt den kompletten Unterbau wackeln. Das Holz sieht alt und teilweise morsch aus. Unter dem Wellblechdach ist es stickig. Wir sind nun schon 30 Minuten unterwegs. Das Dorf und die Anlegerstelle werden immer kleiner. Uns wird versichert, dass wir unser Ziel in der nächsten halben Stunde erreichen.

Mit meinem Taschenmesser fange ich an eine grüne Kokosnuss anzuschneiden. Die Frucht ist schwer und die Milch deutlich hörbar. Nachdem ich das obere Viertel abgetrennt habe, steche ich nur noch die Mitte kurz an. Wir teilen uns den Inhalt. Als ich den letzten Schluck nehme, ist unser Ziel nur noch ein paar Meter vor uns. Eine kleine Insel im großen Fluss. Die so genannten Chars sind Inseln, die während einer Flut fast komplett überschwemmt werden. Auch auf dieser Insel gibt es mehrere Dörfer. Die Menschen hier zählen zu den ärmsten Leuten Bangladeschs, weil nie sicher ist, ob nicht vielleicht das Haus oder die Ernte weggeschwemmt wird. Das Boot legt an und wir betreten die Insel. Der Untergrund ist sandig. Auch einige Meter vom Ufer entfernt ändert sich daran nichts. Trotzdem wird hier versucht Reis und andere Pflanzen anzubauen. Wir schauen uns die Dörfer und die „Flood Shelter“ an, die von NETZ unterstützt werden. Der Flutschutz ist ein Gebäude, das höher als das Dorf liegt und während der Flut nicht überschwemmt wird.

Wir wandern noch ein wenig über die Char. Ich bin in Gedanken versunken. Die Landschaft erinnert mich an Nordseeinseln.

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